Die ersten Schritte vom „Ernst des Lebens“ sind geschafft und vielleicht hat sich auch schon ein bisschen Routine eingestellt, die den neuen Alltag prägt und prägen wird. Gerade weil viel Neues, Aufregendes und Ungewohntes die jungen Schulkinder fordert, ist es für sie eine Hilfe, wenn zu Hause Rituale und eingeführte Abläufe den Tag strukturieren. Das gibt Sicherheit und Verlässlichkeit. Hier ein paar Ideen für Alltagsrituale, die natürlich individuell in die Familiensituation passen müssen.
Morgendliches Abschiedsritual
Ein sorgenfreier und ungehetzter Start am Morgen bringt Gelassenheit, sodass Ihr Kind mit einem guten Gefühl aufbrechen kann. Vielleicht gibt es noch einen besonderen Du-schaffst-das-Kuss? Vielleicht fällt Ihnen gemeinsam ein Abklatsch-Tschüss-Sagen-Ritual ein? Vielleicht bleiben Sie an der Haustür noch ein bisschen stehen, sodass Ihr Kind sich an der Ecke zum Winken noch einmal umdrehen kann? Solche kleinen Gesten schaffen Verbundenheit und können stärken.
Nachmittagsritual und Hausaufgabenzeit
- Wo soll der Schulranzen hin?
Hinweis: Schnell kann es Ärger geben, wenn er immer einfach direkt im Eingang stehen bleibt. - Wann und wo werden Hausaufgaben gemacht?
- Braucht Ihr Kind eine (Mittags-)Pause oder beginnt es gleich mit den Aufgaben?
- Wie viel Selbstständigkeit ist bei den Hausaufgaben möglich, wie viel Unterstützung und Kontrolle sind nötig? Welche Erwartungen gibt es von Seiten der Schule?
Hinweis: Es ist wichtig, dass Hausaufgaben gemacht werden. Fehler müssen aber nicht alle korrigiert werden. Sie sind auch eine Rückmeldung für den Lehrer oder die Lehrerin, wo etwas noch nicht verstanden wurde. Wenn Ihr Kind in eine Nachmittagsbetreuung geht, gibt es dort in der Regel auch eine Hausaufgabenzeit. Trotzdem ist das nicht immer ein Garant, dass alles erledigt oder auch gewürdigt wurde. - Wann gibt es ein gutes Zeitfenster für eine gemeinsame Leseübungszeit?
Hinweis: Das Lesen sollte möglichst jeden Tag mit einem Erwachsenen trainiert werden. - Wann wird der Schulranzen gepackt?
Hinweis: Am Anfang ist hier Unterstützung notwendig, damit nichts vergessen wird.
Tipp: Spielen Sie doch mit Ihrem Kind nach dem Packen das Spiel „Ich packe meinen Schulranzen!“ Ihr Kind sagt: „Ich packe in den Schulranzen ein Lineal.“ Sie wiederholen: „Ich packe in den Schulranzen ein Lineal und einen Stift.“ Ihr Kind wiederholt und ergänzt einen weiteren Gegenstand usw. Wer kann sich die meisten Dinge in der richtigen Reihenfolge merken? - Welche Kleidung zieht Ihr Kind am nächsten Tag an?
Hinweis: Das Vorbereiten am Vorabend entspannt den Morgen. So wird dann nicht unter Zeitdruck das Lieblings-T-Shirt vermisst.
Tipp: Mein Sohn mochte „Kleiderstraßen“: Die Kleidung wurde in passender Anzieh-Reihenfolge wie eine Straße vom Bett bis zur Tür hergerichtet und dann morgens flott angezogen.
- Welche zusätzlichen Nachmittagsaktivitäten wie Musikschule oder Sportverein schafft/braucht Ihr Kind?
Tipp: Hier können Sie sich einen Wochenplan zum Ausfüllen kostenlos herunterladen. Er schafft einen Überblick. Das gemeinsame Ausfüllen kann zu einem Orientierungsritual werden. - Wann gibt es Gelegenheit, dass Ihr Kind sich mit anderen Kindern treffen kann?
- Wann gibt es Zeit, in der NICHT über die Schule geredet wird?
Quality-Time
Jeden Tag sollte es auch Zeit geben, die nur für die Familie (oder auch für Freunde und Freundinnen) da ist. Familientherapeutinnen und –therapeuten nennen diese Zeit „Quality-Time“ und raten dazu, diese Momente einzuplanen, wertzuschätzen und gemeinsam zu genießen. Sie können für alle zur emotionalen Tankstelle werden, wenn der Alltagswind einmal rau um die Nase weht, es in der Schule holprig wird, oder einfach als Ausgleich für Verpflichtungen, die jede und jeden in einer Familie in verschiedene Richtungen schickt. „Quality-Time“ steht für eine schöne „Miteinander-Zeit“, die allen guttut. Es muss gar nichts Großartiges sein.
Hier ein paar Ideen: ein Brettspiel, gemeinsames Pizzabacken, ein Regenspaziergang mit Gummistiefeln, eine kuschelige Vorlesegeschichte, gemeinsames Basteln eines Fensterbildes, ein Versteckspiel, gemeinsames Singen oder Musizieren (es kann ja auch ein Töpfe-Schlagzeug sein), gemeinsam Fotos ansehen …
Schulkind zu sein, ist nicht immer einfach und viele Jahre liegen nun vor Ihrem Kind. Umso mehr gestalten Sie und freuen Sie sich zusammen mit ihm über diese besondere Zeit des „Groß-Werdens“, den Schulanfang, denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne 🪄.