Beim Schreiben ist es für die Erstklässlerinnen und Erstklässler oft gar nicht so einfach, auf verschiedene Dinge gleichzeitig zu achten: Die Stifthaltung, die nicht verkrampfen soll, die Laute eines Wortes, die als Buchstaben dargestellt werden, die Form der Buchstaben, die sich ja manchmal sehr ähneln, die Wörter, die Abstände haben und in einer Reihe stehen sollen … Es ist eine große Leistung des Gehirns, alle Bereiche unter einen Hut zu bringen. Im Folgenden finden Sie Ideen, die die verschiedenen Facetten des Schreibens üben können.

Stifthaltung
Ein lockerer Schreibfluss hängt immer auch von einer entspannten Stifthaltung ab. Probieren Sie mit Ihrem Kind einfach einmal verschiedene Stifte aus. Zum Teil haben Bleistifte auch Vertiefungen, die eine passende Fingerhaltung vorgeben, oder es gibt Stiftaufsätze, die einen guten Griff unterstützen. Wichtig ist es, immer wieder kleine Bewegungspausen einzuplanen, damit die Schreibhand nicht verkrampft.
- Propellerspiel: Lassen Sie Ihr Kind dabei den Stift in beide Richtungen wie einen Propeller durch seine Finger kreisen.
- Auch ein Stifterennen bringt Spaß, Lockerheit und Abwechslung: Zeichnen Sie eine Rennbahn auf ein großes Papier und lassen Sie Ihr Kind – am besten mit einem dicken, weichen Wachsmalstift – die Bahn entlangsausen.
Weitere Informationen zur Stifthaltung finden Sie auch in diesem Beitrag hier.

Rechtschreiben anbahnen
„Schreibe, was du hörst!“ Diese Empfehlung hat wohl jede und jeder einmal gehört. Der Tipp ist jedoch nicht unumstritten, denn zu oft gibt es Besonderheiten in der deutschen Sprache, die Fehler beim lautgetreuen Verschriften verursachen. Trotzdem sind das genaue Hören und Wahrnehmen von Lauten ein wichtiger Start für das „richtige“ Schreiben und sollte gut geübt werden:
- Silben spielen bei der Rechtschreibung eine wichtige Rolle. Sie gliedern ein Wort und machen eine „Schreibportion“ übersichtlicher als ein ganzes Wort. In jeder Silbe gibt es einen Vokal (oder Umlaut oder Doppellaut). In der Schule haben diese Selbstlaute oft einen speziellen Namen, z. B. Silbenpilot, Silbenkönig, Leuchtbuchstabe, Königsbuchstabe … Diesen Begriff sollten Sie auch zu Hause verwenden. Vokale sind die Klanggeber einer Silbe, werden aber trotzdem beim Verschriften leicht von den Kindern vergessen. Das Spiel „Vokale tippen“ kann eine gute Übung dafür sein: Schreiben Sie auf 5 Zettel die Buchstaben a, e, i, o und u und legen Sie diese vor Ihr Kind. Nennen Sie nun einfache Begriffe, z. B. Ha-se. Ihr Kind spricht das Wort nach und tippt dabei pro gesprochene Silbe auf einen Vokal.
- Eine Erweiterung dieser Übung ist das Silbenschwingen: Nennen Sie Ihrem Kind Wörter und lassen Sie es auf einem Papier pro Silbe einen Bogen schwingen. In jeden Silbenbogen darf es anschließend den passenden Vokal hineinschreiben, z. B. So-fa-kis-sen:

- Wortdiktate: Sie können Ihrem Kind auch immer wieder einmal Wörter vorsprechen, die es aufschreiben soll. Vielleicht küren Sie auch immer ein „Wort des Tages“? Wichtig ist es, lautgetreue Wörter, am besten Nomen für Dinge, zu verwenden. Vorab sollte Ihr Kind wissen, dass alle Menschen, Tiere und Dinge mit einem großen Anfangsbuchstaben beginnen. Bevor Ihr Kind das Wort aufschreibt, sollte es dieses laut und in Silben geklatscht aussprechen. Hier eine Liste von geeigneten Begriffen: Mama, Oma, Opa, Papa, Nase, Dose, Rose, Hase, Hose, Rabe, Sofa, Kanu, Ente, Foto, Bus, Hut, Ast, Nest, Heft, Saft, Lampe, Banane, Elefant, Telefon, Palme, Pirat.
Korrigieren Sie am Ende gemeinsam mit Ihrem Kind die Wörter.
Wortkarten zum Ausdrucken finden Sie hier.
In der ersten Klasse ist es das Ziel, dass lautgetreue Wörter richtig geschrieben und hier eben auch allen Lauten die passenden Buchstaben zugeordnet werden können. Wenn dies den Kindern gelingt, ist schon eine gute Grundlage für alle weiteren Rechtschreibstrategien, die in den folgenden Schuljahren gelernt werden, geschafft. Selbstverständlich können Sie Ihr Kind auch da und dort auf Regeln hinweisen: das ie, doppelte Konsonanten, ein Dehnungs-h oder ein ß …, aber überfordern Sie es nicht: Der Rechtschreibunterricht ist insgesamt auf ungefähr 6 Jahre angelegt, bietet also viel Gelegenheit, alle Besonderheiten kennen zu lernen und zu vertiefen. Es ist eben immer auch ein Abwägen zwischen dem Bremsen der Schreibmotivation durch zu häufiges Korrigieren auf der einen Seite und dem Einprägen von Fehlern auf der anderen Seite.

Freies Schreiben
Das Schreiben ist ja kein Selbstzweck, sondern vor allem ein Kommunikationsmittel. Diese Erkenntnis kann für die Kinder eine große Motivation sein, etwas aufzuschreiben: eine Überschrift für ein Bild, einen Brief an den Opa, eine Einladung zum Geburtstagsfest, einen Einkaufs- oder Wunschzettel für die Mama. Dies sind alles gute Anlässe, einen Stift in die Hand zu nehmen. Beim freien Schreiben sollten Kinder nicht ständig korrigiert werden, das frustriert und bremst die Freude, sich mitteilen zu können. Hier sollte das Lob im Vordergrund stehen und die Rückmeldung: Wenn du etwas aufschreibst, kann es jemand anderes lesen und deine Nachricht verstehen: Der Opa antwortet auf den Brief, mein Freund oder meine Freundin kommen zu meinem Fest oder Mama bringt vielleicht „gumibeachen“ mit, wenn ich das auf den Einkaufszettel geschrieben habe. Lassen doch auch Sie Ihrem Kind immer wieder eine kleine Nachricht zukommen, das motiviert erneut zum eigenen Schreiben!